Nun ist schon
wieder ein halbes Jahr vergangen und es tut gut, etwas Bilanz zu ziehen und
sich zu fragen, welche von den gemachten Beobachtungen sind noch aktuell,
welche Dinge haben sich weiter entwickelt, was wurde umgesetzt und wie ist das
gelungen? Haben sich neue Herausforderungen ergeben?
Im folgenden
Bericht werde ich nicht alle einzelnen Aufgaben, Treffen und Erlebnisse
darstellen, sondern nach Schwerpunkten sortiert einige Erfahrungen und
Beobachtungen schildern.
Studium und Praktikum an der deutschen
Schule
Seit März nehme ich
am Aufbaustudiengang Pädagogik an einer jesuitischen Universität teil. Drei mal
in der Woche, von Dienstag bis Donnerstag finden 180 Minuten Veranstaltungen
statt. Obwohl es erst 3 Monate sind, kommt es mir so vor, als ob ich schon
mehrere Semester studiere. Die in diesem Semester zu absolvierenden vier
Seminare sind vom Arbeitspensum her sehr intensiv. Vor allem im ersten Block
mussten wir viele Texte lesen und anspruchsvolle analytische Arbeiten
schreiben. Alle Arbeiten und Leistungsüberprüfungen werden während des
Semesters durchgeführt. Ich habe Glück, weil ich mir die Arbeit in der Gemeinde
frei einteilen kann und auch mal einen Besuch oder ein Gespräch verschieben
kann, um die Abgabetermine einzuhalten. Meine Kommilitonen bewundere ich sehr, denn
viele von ihnen sind berufstätig. Manche sogar schon jahrelang als Lehrer und
wenn sie nicht als Lehrer arbeiten, müssen sie in anderen Bereichen ihr Geld
verdienen. Nicht wenige haben zahlreiche Stunden. Als Lehrer verdient man in
Chile sehr wenig Geld und anders als in Deutschland ist dies kein angesehener
Beruf. Doch diejenigen, die mit mir dieses Studium absolvieren, sind nicht nur
Lehrer, um ein Einkommen haben, sondern weil ihnen der Beruf Spaß macht. Sie
sind gerne in Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen und die Situation der
Bildung und Erziehung in ihrem Land ist ihnen ein Anliegen. Leider haben schon
viele der Kommilitonen den Studiengang aufgrund des Arbeitspensums in Beruf und
Studium verlassen.
Trotz des
Aufwands gefällt mir das Studium sehr gut. Im ersten Seminar haben wir uns im Allgemeinen
mit den Aspekten und dem Verständnis von Bildung auseinandergesetzt. Mehrfach
ist uns bewusst geworden, dass Bildung nicht nur ein großes Wissen zu haben
bedeutet, sondern auch die Fähigkeit kritisch und argumentativ Stellung zu
diesem Wissen zu nehmen. Immer wieder hat uns beschäftigt, dass sich im
chilenischen Bildungssystem die Qualitätsüberprüfung nur auf das Abfragen von
Wissen beschränkt, so etwa in dem nationalen SIMCE-Test, der in verschiedenen
Klassenstufen durch geführt wird und dem allgemeinen Aufnahmetest für die
Universitäten (PSU), den alle Jugendlichen absolvieren müssen, um an einer
Universität aufgenommen zu werden. Intensiv haben wir uns auch mit der
Problematik des unterschiedlichen Niveaus innerhalb der Bildungslandschaft
Chiles auseinandergesetzt. Der sozio-ökonomische Kontext eines Schülers prägt
hier in Chile noch viel stärker seine berufliche Laufbahn und die Kosten für
eine gute Ausbildung sind horrend.
Kommilitonen,
die noch nicht an einer Schule arbeiten, müssen einen Tag in einer Schule
verbringen, um den Alltag und die Situation von Schule, Lehrer und Schülern
kennenzulernen. Eigentlich sollte ich vier Religionsstunden an der Deutschen
Schule übernehmen. Die Vertretung wurde dann aber anders gelöst, so dass ich
nur einen Tag lang in der Woche Praktikum machte. Ich lernte die Arbeit in der
Bibliothek kennen, unterhielt mich mit Verantwortlichen für das
Schulzusammenleben und begleitete lutherische, wie auch katholische
Religionslehrer in der Praxis. Im Unterricht konnte ich auch zu einigen Kursen
eine Beziehung aufbauen und in den kleineren Kursen den Schülern bei
Arbeitsaufträgen helfen. Einmal vertrat ich auch drei Religionsstunden.
Interessant war es für mich, die verschiedenen Stile der Lehrer beobachten zu
können. Vorbildlich finde ich, dass jeder Lehrer Anfangsrituale durchführt. Für
die katholischen Lehrerinnen ist das Gebet fest in der Stunde integriert. Den
Schülern wird dabei auch Raum gegeben, eigene Bitten und Dank auszudrücken. Ein
lutherischer Lehrer singt mit den Kindern. Hilfreich war das Praktikum begleitende
Seminar. Wir waren dazu verpflichtet nicht nur einen Tagesablauf in der Woche
zu beschreiben, sondern mussten auch die Richtlinien unserer Schulen aus
bestimmten Gesichtspunkten (Programm, Material, Organisation, Profil von Lehrer
und Schülern) mit Hilfe von Beweismaterial darstellen. Dadurch habe ich einen
guten Einblick darin bekommen, wie ich Stärken und Schwächen in einer
Bildungseinrichtung sinnvoll beobachten kann.
Sehr nützlich
ist auch die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Theorien zum Lern- und
Unterrichtsprozess, welche zur Beobachtung und zum Hinterfragen des eigenen
Unterrichtsstils anregt. In der Praxis gibt es aber doch nur wenige die in
einem behaviourischen Stil oder im rein konstruktivistischen Stil arbeiten. Das
Ergebnis der Auseinandersetzung mit den Theorien ist natürlich, dass eine gute
Vorbereitung nicht nur der Planung, sondern auch in der Kenntnis der zu
unterrichtenden Materie und die Beobachtung der Voraussetzungen der Kinder
grundlegend für den Lernerfolg der Schüler sind. Immer wieder haben wir uns
etwas resigniert gefragt, ob dies in der Praxis besonders in Chile aufgrund des
Stundenpensums überhaupt umsetzbar ist.
Überraschender
Weise fällt es mir nicht schwer, den Gesprächen und Diskussionen in den
Seminaren zu folgen. Vermutlich auch deswegen, weil Religionspädagogik Teil des
Theologiestudiums ist und ich so schon mit einigen Theorien und Fragestellungen
vertraut war. Durch die Verpflichtung zu schriftlichen Arbeiten und viel
Lektüre hat sich mein Vokabular im Spanischen enorm erweitert.
Gottesdienste und Kasualien
Weiterhin halte
ich einmal im Monat Gottesdienste, habe Beerdigungsdienste und auch die ersten
Ehesegnungen gehalten.
Ich denke in der
Gottesdienstvorbereitung habe ich mehr Routine gewonnen. Mein Sorgenkind ist, dass
ich nicht immer gut verstanden werde. Erstaunlicherweise kommen die Anmerkungen
mehr von Deutschen. Mittlerweile treffe ich mich ein- bis zweimal im Monat mit
einer Sprecherzieherin. Derzeit üben wir die Aussprache im Spanischen, wo es
viele kleine, feine Unterschiede gibt, die ich noch verbessern muss. Ich merke,
wie komplex die Angelegenheit ist. Die Verständlichkeit verbessert sich nicht
allein aufgrund von Lautstärke, klarer Aussprache und richtiger Atmung, auch
der Sprachfluss und die Betonung spielen eine große Rolle.
Da wir in der
lutherischen Kirche nicht so viele Segnungen und Beerdigungen wie in der
katholischen Kirche haben, können sich die Pfarrer immer die Zeit für mehrere
Treffen mit dem Brautpaar nehmen bzw. mit den Angehörigen der Verstorbenen
reden und sie bis auf den Friedhof begleiten. Dadurch können die Gottesdienste
auch persönlicher gestaltet werden, wofür die Angehörigen und die Brautpaare
nach den von mir gehaltenen Kasualien sich dankbar zeigten.
Zum
Schuljahresbeginn habe ich etwas Neues ausprobiert. Ich gestaltete einen
Gottesdienst, in dem ich den Schuljahresanfang thematisierte und um den Segen
Gottes für alle Schulkinder und Studenten bat. Der Schuljahresanfang ist hier
in Santiago, wo 6 Millionen Menschen leben, noch viel markanter. Alles fängt
zur gleichen Zeit an, Santiago ist wieder gefüllter, der Straßenverkehr ist
nach den zwei Monaten Ferien viel hektischer. Ich hoffe, dass solch eine Art
Gottesdienst wiederholt wird und auch ein Beitrag dazu sein kann, dass die
Kinder und Jugendlichen stärker in den Mittelpunkt des Gemeindelebens gerückt
werden.
Gemeindepädagogik
In der
Gemeindepädagogik betreue ich weiterhin die Jugendgruppe und leite einen
Bibellesekreis für Junge Erwachsene.
Die Jugendgruppe
hat sich verjüngt. Es kommen mehr Schüler, während für die Studenten der
Bibellesekreis neuer Treffpunkt ist. Ein Grund für den Zuwachs in der
Jugendgruppe ist wohl, dass viele der Konfirmanden die Sommerrüstzeit besucht
haben.
Während ich im
letzten Jahr die Gruppe stärker geleitet habe, versuche ich im diesen Semester
die Selbstständigkeit der Jugendlichen zu fördern. Eine Jugendliche ist jetzt
für die Einladungen und Motivation verantwortlich. Ich helfe im Hintergrund zu
organisieren, dass jede Woche eine Veranstaltung stattfindet. Die Jugendlichen
ergreifen mittlerweile eigene Initiative, wie etwa ein Besuch im Altersheim
oder Kuchenverkauf. Sie kümmern sich um die leibliche Versorgung bei den
Treffen und haben auch stärker Interesse daran noch in einem lockeren Kreis
zusammenzusitzen.
Eigentlich
wollte ich auch wieder einen Jugendgottesdienst gestalten und hatte dies den
Jugendlichen auch angeboten. Es ist aber letztlich nicht zur Durchführung
gekommen, weil ich bemerkte, dass keiner der Jugendlichen sich wirklich bereit
erklärte solch einen Gottesdienst mit zu gestalten. Allerdings habe ich einmal
ein Bibelgespräch als Vorbereitung für eine Predigt verwendet und dabei auch
Gedanken der Jugendlichen aufgenommen.
Der Bibelkreis
hat auch Zuwachs an Mitgliedern erhalten. In diesem Jahr lesen wir den ersten
Timotheusbrief und den ersten Korintherbrief. Die Konversationen sind sehr
intensiv und ich habe weiterhin das Gefühl, dass die Gespräche und Entdeckungen
in der Bibel für die meisten Teilnehmer sehr anregend sind. Ich bin selbst immer
wieder überrascht, wie viel man in den Bibelworten im Dialog mit anderen
entdeckt. Leider ist die Teilnahme der Mitglieder sehr unregelmäßig, aufgrund
von Verpflichtungen in der Universität, den großen Entfernungen in der Stadt
und der Verantwortung am Arbeitsplatz.
Eine sehr
wichtige Erfahrung war für mich die Jugendrüstzeit im Süden Chiles, am
Llanquihuesee, die schon jahrzehntelang Herzstück der Jugendarbeit der ILCH
ist.
Die Organisation
und Struktur sind klar gekennzeichnet. Es sind eigentlich die freiwilligen,
jugendlichen Mitarbeiter, welche die Rüstzeit planen und durchführen. Sie
kümmern sich um den Tagesablauf und leiten die verschiedenen Arbeitsgruppen. Die
Pfarrer sind für die Vorbereitung der Themen und die täglichen Inputs
verantwortlich. Ich habe zuvor den Mitarbeitern beim Studium und der Themenfindung
geholfen. Während der Rüstzeit war ich als Studiumsgruppenleiterin tätig.
Obwohl die Struktur der Rüstzeit doch recht klar ist, musste ich mich daran
gewöhnen, dass viele Aktivitäten am Abend und auch am Morgen im Plenum spontan
unter Pfarrer und Mitarbeitern vorbereitet werden. Manchmal wusste ich nicht
genau, wie ich mich dabei einbringen konnte. Es war für mich eine
Herausforderung immer auf Tuchfühlung mit den Teilnehmern und den Mitarbeitern
zu sein. Obwohl ich mich im Allgemeinen im Spanischen recht sicher fühle,
merkte ich, dass mir an manchen Stellen das Selbstbewusstsein fehlte, um mich
klar auszudrücken. Ich bemerkte auch eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung
zwischen mir und dem leitenden Pfarrer in Hinblick auf die Übermittlung von
theologischem, kirchlichem und geschichtlichem Wissen. Der leitende Pfarrer
zieht es vor, klare Fakten und Erklärungen zu vermitteln, während ich viel
stärker die Komplexität theologischer und kirchlicher Inhalte betone und dabei
vielleicht an mancher Stelle die Aufnahmefähigkeit meines Gegenüber überfordere
oder zu unklar bleibe.
Die kleine
Konfirmandengruppe, welche ich im letzten Jahr übernommen hatte, wurde mit der
Konfirmandengruppe eines Kollegen zusammengelegt. Anlass dafür waren der
Europaaufenthalt einer Konfirmandin sowie die Tatsache, dass die restliche
Gruppe auf der Rüstzeit Freundschaft mit den anderen Konfirmanden geschlossen
hatte. Ich fand dies schade, da ich einige eigene Ideen hatte, andererseits
fiel es mir auch ein bisschen schwer, weil die Konfirmanden in kleiner Anzahl
immer zur Mitarbeit eingespannt waren und sich nicht für einen Moment aus dem
Geschehen ausklinken konnten. Zwei Unterrichtseinheiten habe ich dann mit der
gesamten Gruppe übernommen. Einmal lud ich ein Gemeindemitglied als
Glaubenszeugin ein. Eine andere Konfirmandenstunde gestaltete ich zur Aufgabe
der Ethik und der christlichen Ethik.
Gemeindeaufbau und Gemeindeleben
Aufgrund des
Studiums habe ich weniger Zeit die einzelnen Gruppen zu besuchen. In diesem
Halbjahr konnte ich nur an einer Kirchenvorstandssitzung teilnehmen. Dadurch
habe ich viel weniger Kontakt zu den Gemeindemitgliedern, was ich jedoch unerlässlich
für die Gottesdienstvorbereitungen finde. Die Gespräche und Meinungsäußerungen
helfen mir doch sehr, um ein Gefühl zu bekommen, was die Gemeindemitglieder
beschäftigt, wie sie denken und was für Vorstellungen und Fragen sie haben. Man
erhält durch solche Kontakte die eine oder andere Rückmeldung und Anregung.
Sehr gefreut
habe ich mich darüber, dass das von mir angeregte Gemeindefest zu Pfingsten
sehr gut aufgenommen und gut besucht wurde, obwohl es an einem langen
Wochenende stattfand, zu dem eigentlich viele Gemeindemitglieder verreisen. Die
Veranstaltung war sehr einfach gehalten. Es gab einen Gottesdienst zum
Themenbereich Gemeinschaft – Zusammenhalt- Verschiedenheit, in dem die einzelnen
Gruppen vorgestellt wurden. Das Mittagessen im Anschluss wurde von den
Gemeindemitgliedern selbst reichhaltig mitgebracht. Dabei gab es Gelegenheit
zum Austausch und gegenseitigem Kennenlernen der verschiedenen Bereiche. Danach
mussten sich die Teilnehmer in Gruppen aufteilen, sich vorstellen und Wünsche
und Bitten für die Gemeinde formulieren. Das Fest endete mit einem kurzen
Gebet. Der Gottesdienst war sehr gut besucht und zum Mittagessen und
Gruppenaustausch blieben immer noch recht viele Gemeindemitglieder. Ich merkte
auch, dass die Teilnehmer sehr dankbar dafür waren, dass sie einmal die
Gemeinde näher kennenlernen konnten, länger beisammen waren und auch etwas
Kulinarisches beitragen konnten. Mir erschien es, dass schon lange nicht mehr
solch eine Veranstaltung in der Gemeinde statt fand.
Ich denke, ein
Gemeindeleben braucht diese festen punktuellen Höhepunkte in bestimmten
Abständen, wie ein Gemeindefest, Schulanfangsgottesdienst, Konfirmation,
Jubelkonfirmation oder auch Tauferinnerungen. Es geht nicht darum eine
Veranstaltungskirche zu werden, aber ich denke, ab und an besondere
Gottesdienste zu gestalten und dabei auch bestimmten Themen oder Gruppen
Aufmerksamkeit zu schenken, macht das Gemeindeleben lebendiger und zieht auch
Menschen an.
Da die Gemeinde
sehr groß ist und sich in ihr sehr viele unterschiedliche Gruppen wiederfinden,
ist es in letzter Zeit zur Auseinandersetzung über einige ethische Themen
gekommen. Hintergrund der Diskussionen war das Auseinandergehen einer
Bibelauslegung in liberal-theologischer Tradition auf der einen Seite, welche
historisch-kritische Erkenntnisse mit einbezieht, die menschliche Fehlbarkeit
berücksichtigt und davon ausgeht, dass der Mensch die Bibel interpretieren muss
und es dafür gewisse Maßstäbe gibt und auf der anderen Seite einer
biblizistischen Bibelauslegung, welche die Bibel wortwörtlich nimmt, ihre
Heiligkeit betont und versucht ihr in allen Aspekten im eigenen Leben gerecht
zu werden.
Mir fiel es
schwer bei den Auseinandersetzungen unbeteiligt zu bleiben, weil ich durch das
Theologiestudium eher liberal-theologisch geprägt bin und sich dieser Umgang
mit der Bibel schließlich auf meine Arbeit als Theologin, Seelsorgerin,
Predigerin und Lehrerin auswirkt. Mit meinem Mentor tauschte ich mich intensiv
darüber aus, wie mit solchen Diskussionen umzugehen ist. Ich konnte daraus
lernen, dass es unerlässlich ist, bei solch einer Auseinandersetzung sachlich
zu bleiben und dass persönliche Zuschreibungen den Konflikt eher vertiefen. Es
ist hilfreich, nicht auf den Argumentationsaustausch zuschauen und ihn weiter
voranzutreiben, wenn absehbar ist, dass es nicht zu einer Einigung auf der
sachlichen argumentativen Ebene kommen wird. Viel wichtiger ist es, Verständnis
für den Diskussionspartner zu schaffen, sich zu fragen, was hinter seiner/ihrer
Meinung steht, warum sie zu ihren Ansichten kommen, mit was für einer
Lebenssituation sie sich auseinandersetzen müssen und was für Lebenserfahrungen
sie haben. Verständnis gewinnen heißt noch lange nicht, sich von der Meinung
des anderen überzeugen zu lassen, sondern erst einmal mit ihr umgehen zu können.
Diese
Herausforderung ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Vikariat auch eine
Persönlichkeitsschule ist. Es geht nicht nur darum, bestimmte Fähigkeiten zu
erlernen und zu vertiefen, sondern auch zu erfahren, wie ich mit
Konfliktsituationen und Anfragen bzw. Kritik an mir als öffentlicher Person am
besten und am konstruktivsten für mich selber umgehen kann. Hilfreich sind
hierbei der Austausch mit meinem Mentor, die Gespräche mit Kollegen in
Pfarrkonferenzen und eine kleine monatliche Gesprächsgruppe unter einigen
Pfarrern und Theologiestudenten, die mein Mentor initiiert hat.
Ausblick
Das nächste
anstehende Projekt ist die kleine Winterrüstzeit, die ich wieder, wie schon
letztes Jahr mit begleite. Diesmal wollen wir mit den Jugendlichen über
Spiritualität und Frömmigkeitsformen sprechen und diese ausprobieren.
Weil ein Kollege
für drei Monate ausfallen wird, werde ich mehr Gottesdienste übernehmen und
auch Religionsunterricht in der Deutschen Schule halten.
Für den ersten
Advent ist ein Prüfungsgottesdienst geplant, am 2. Dezember wird es Prüfungen
in den bibelwissenschaftlichen Fächern, Systematische Theologie und Geschichte
der lutherischen Kirchen in Chile zum Zweiten Theologischen Examen geben.
Außerdem werde ich einen Predigtentwurf und einen Unterrichtsentwurf mit
Reflexion verfassen.