Der Sommer vergeht nicht nur in
Deutschland, sondern auch in Chile schnell und so habe ich seit fast zwei
Monaten nichts in meinem Blog geschrieben.
Dabei ist es nicht so, dass es
nichts zu erzählen gäbe, sonst wäre die Zeit ja nicht so schnell verstrichen.
Nachdem ich am 6. Januar etwas
traurig meine Eltern verabschiedet hatte, bin ich am 7. Januar in den Süden
gefahren und konnte endlich ein Herzstück der Jugendarbeit der ILCH
kennenlernen: die Jugendrüstzeiten am Llanquihuesee in Puerto Fonck. Blick auf
Vulkan und See sind dort traumhaft schön. Das Wasser ist warm und klar und ich
konnte endlich wieder einmal schwimmen.
Zuerst fand ein
Vorbereitungslager mit den älteren Jugendlichen statt. Das Thema „Gemeinsam
geben wir der Kirche leben“ wurde intensiv mit vielen Bibeltexten beackert. Wir
hatten uns viel vorgenommen. Es sollte nicht nur um die Umsetzung in der
Praxis, sondern auch um die theologischen Grundlagen und Einstellungen gehen.
So lasen wir Texte, die die eigenen Schwächen nicht als Hindernisse sehen und
die Inklusion aller in die Gemeinschaft fordern. Außerdem setzten wir uns auch
mit Taufe und Abendmahl als Grundpfeiler der christlichen Gemeinschaft
auseinander. Es gab also viel Stoff zu bewältigen. Nebenbei wurden zur
Entspannung die praktischen Dinge vorbereitet, Ablaufplan, Gruppeneinteilungen,
Speiseplan, Einkäufe, Spiele und und und.
Das Konzept der Jugendlager ist
genial: die älteren Jugendlichen bereiten in einer eigenen Rüstzeit das
Jugendlager vor organisieren es in der zweiten Woche. Dabei werden sie in
beiden Wochen von einem Pfarrer begleitet werden. Seit einigen Jahren macht
dies Pfarrer Rodolfo Olivera aus Viña und
Valparaíso. Rudy ist selber als jüngerer und älterer Jugendlicher auf den
Rüstzeiten gewesen.
In der zweiten Woche fand dann das Jugendlager für die jüngeren
Jugendlichen statt, wo die Älteren, die Jüngeren betreuen und ihr Wissen aus
der ersten Woche weiter vermitteln. Vormittags werden im Plenum und in
kleineren Gruppen die Themen besprochen, nachmittags gibt es Workshops,
Wettkämpfe und Erholung am Strand. Abends gibt es weitere Aktionen, welche die
Themen noch einmal aufgreifen.
Die Jugendlager sind ein wichtiger Ort, wo Freundschaften geschlossen
werden, Jugendgruppen sich bilden, Jugendliche Kontakt zur Kirche haben, sich
mit religiösen Themen und eigenen persönlichen Themen auseinandersetzen können.
Die zwei Wochen nach dem Jugendlager bis zum Urlaub vergingen mit Treffen,
bürokratischen Erledigungen und Vorbereitungen für dieses Jahr wie im Flug.
Dann für ich mit Leo, Santi und Leos Mutter eine Woche nach Uruguay. Wir
haben uns die Küste mit malerischen Stränden und warmen Badewasser angeschaut.
Es gab Quallen zu bestaunen oder zu beängstigen, Santi wurde eingebuddelt, auch
schauten wir uns den urigen Stadtkern von Colonio del Sacramento an. Wir
beneideten ein wenig die Bewohner Montevideos für ihre Strände und die riesige
Strandpromenade. Genial finde ich, dass sie egal bei welcher Gelegenheit immer
eine Thermoskanne mit heißem Wasser und ihren Matebecher bei sich haben. Wir
hatten das Gefühl, dass die Menschen in Uruguay sehr entspannt sind. Man merkte
auch gar nicht so richtig, dass Montevideo eine Hauptstadt ist. Aber vielleicht
lag das daran, dass dort auch gerade Ferienzeit war. Wir sind viel gelaufen und
ich glaube, Santi und Leos Mutter wurden von meiner Lauffreude ein wenig
gestriezt..
Als wir aus Montevideo zurückkamen, erhielt ich Besuch von Nicole, einer
Freundin und ehemaligen Kommilitonin aus Leipzig. Sie macht gerade eine
sechswöchige Südamerikareise. So konnte ich mit Genuss wieder in ein bisschen
in die Leipziger Welt eintauchen und Neuigkeiten erfahren. Wir tauschten uns
auch viel über theologische und liturgische Fragen und alles Mögliche aus.
Nicole fuhr nach zwei Tagen in den Norden Chiles und ich nach San Antonio
zu Leos Familie. Dort fand letzte Woche die kirchliche Trauung von Leos
jüngster Schwester statt. Dies ist nun dritte insgesamt und die erste
katholische Hochzeit, die ich miterleben durfte. Mir hat sie aber sehr gut
gefallen.
Da mag es verwundern, dass ich bei meiner geringen Hochzeitserfahrung nun
diese Woche bei einer weiteren katholischen bzw. ökumenischen Trauung in
Vertretung der lutherischen Kirchen mitwirken darf und eine andere kleine
lutherische Haustrauung gestalten werde. Alle Pfarrer sind im Urlaub und ich
halte diese Woche die Stellung hier, übernehme Beerdigungen, die Trauungen und
gestalte am Sonntag die Gottesdienste.
Nebenbei wiederhole ich gerade meine Kenntnisse der Autofahrkunst, denn ich
will die Prüfungen für den chilenischen Führerschein absolvieren, damit ich
mich auch hier auf legale Weise hinters Steuerrad setzten kann, wenn es einmal
notwendig ist.
Die nächste Woche wird noch ruhig sein in Santiago und dann beginnt die
Schule wieder, somit auch die Veranstaltungen in der Gemeinde und ab dem 19.
März für mich die Universität. Ja, nun ist es sicher, dass ich Pädagogik
studieren werden. Ich bin schon ganz gespannt und hoffe, dass ich das gut mit
der Vertretung im Religionsunterricht an der Deutschen Schule, die ich
übernehmen werde, verbinden kann.
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