Nicht nur die Gastfreundschaft auch die Solidarität kann in Chile sehr groß sein. Als der Vater meines Freundes Leo vor über 10 Jahren starb, nahmen an der Beerdigung nicht nur Freunde und Verwandte, sondern auch die Nachbarn und Freunde und Bekannte seiner fünf Kinder. Leo erzählte mir, dass befreundete Kommilitonen, Mitschüler und Kollegen kamen. Einige Häuser weiter an der Straße wo Leos Mutter in San Antonio wohnt, lebt eine Familie mit Eltern und Kindern im gleichen Alter, wie Leos Familie. Mit den Kindern, die heute schon wieder Kinder und gar Enkel haben, spielte Leo in seiner Kindheit auf der Straße. Leo hat mir öfters mal von dieser Familie Geschichten erzählt. Leos Mutter war vor wenigen Monaten aufgefallen, dass der Vater sehr abgenommen hatte und nötigte ihre Nachbarn zum Arzt zu gehen. Es stellte sich heraus, dass er Krebs hatte. Als sie ihn diese Woche besuchen wollte, ist er nach so kurzer Zeit, während ihres Besuches gestorben. Für Leo war es selbstverständlich zum Trauergottesdienst und zur Beerdingung zu fahren. Die Kirche war voll. Ein Sohn und eine Enkeltochter hatten die Gelegenheit sehr bewegende, Abschied nehmende Worte zu sagen. Sie waren mehr als eine gute Predigt. Am Grab war der katholische Priester nicht dabei, aber Freunde und Bekannte hielten Reden. Sie erinnerten an eine Zeit, als das Leben noch auf der Straße statt fand, Fußballclubs gegründet wurden, Weihnachten auf der ganzen Straße gefeiert wurde, man sich gegenseitig in Notsituationen half und Geld sammelt, an eine Zeit, in der die Solidarität und die Beziehungen in der Nachbarschaft noch stark waren. Die Generation dieser Zeit stirbt nun langsam aus. Vielleicht nimmt dadurch die Solidarität etwas ab, aber die Anteilnahme und Intensität in der die Erlebnisse begangen werden und auch der Zusammenhalt in der Familie sind aus meiner deutschen, es kühlen Sicht immer noch sehr groß.
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