In einem kleinen Land, in einer kleinen Kirche zuarbeiten,
kann dazu führen, dass man außergewöhnliche Einladungen erhält. Vielleicht
wurde es in deutschen Nachrichten berichtet, ich hatte es schon einmal in einem
Blogartikel erwähnt: Die chilenische Regierung hat ein Gesetz verabschiedet,
was sich gegen diskriminierende Handlungen richtet. Sehr lange wurde darüber
diskutiert, ob auch die Diskriminierung wegen sexueller Orientierung
miteinbezogen wird. Nach einem langen Diskussionsprozess entschied man sich dafür.
Ausschlaggebend war vor allem Tod einen homosexuellen Jugendlichen gewesen. Er
war aufgrund seiner sexuellen Orientierung von Nazis brutal misshandelt wurden.
Letzte Woche, am 12.07.2012 fand die Erlassung des Gesetzes
statt. Weil das Gesetz auch die verschiedenen Religionsgruppen betrifft,
erhielt auch mein Mentor als Vertreter der lutherischen Kirche eine Einladung
in den Präsidentenpalast. Er hatte allerdings keine Zeit und auch meine
Kollegen nicht, also bin ich hingegangen. Obwohl ich mich vorher angemeldet
hatte, konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass man mich überhaupt in das Gebäude lässt. Aber ich
stand, welch Wunder, tatsächlich auf der Gästeliste und fand auch den Saal, in
dem die Veranstaltung statt finden sollte. In den Vorraum tretend erblickte ich
den Kollegen und Präsidenten der anderen lutherischen Kirche (IELCH), welcher
sich im letzten Jahr sehr engagiert hatte. Er machte mich gleich noch mit
Vertretern anderer Gruppen bekannt. Ist schon mal ganz interessant, wenn man
Menschen, die man sonst nur im Fernsehen sieht, auf einmal gegenüber steht oder
nur ein paar Meter entfernt sieht. Der Präsident Chiles, Sebastián Piñera hielt
noch eine Rede, welche natürlich auch Werbung für seine Regierung war.
Ich hoffe sehr, dass das Gesetz mehr Bewusstsein unter den
chilenischen Bürgern schafft und Augen für die Welt des Anderen geöffnet
werden, damit Unterschiede zum Nächsten als Bereicherung geschätzt werden,
anstatt dass sie zur Ausgrenzung anstacheln.
Auch hoffe ich, dass das Gesetz nicht instrumentalisiert
wird. Dies würde die Meinung der Kritiker bestätigen, die behaupten, dass nicht
Betroffene Diskriminierungsfälle fingieren könnten. Ich bin gespannt, ob und
wie das Gesetz im Zusammenleben hier in Chile wirken kann.
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