Ich habe den kleinen Blog eine Weile vernachlässigt. Entweder
lag das daran, dass vor und jetzt in der Ferienzeit wenig los war, so dass es
nichts zu berichten gab oder es liegt jetzt daran, dass ich auf einmal doch
recht viel zu tun habe. Es gibt mehrere Sachen zu berichten und die Blogs
werden folgen!!!
Ich füge hier auch meinen ersten Bericht über das Vikariat
ein. Darin gebe ich einen Überblick über die Bereiche, in denen ich mich bewege
und bis jetzt Erfahrungen sammeln konnte. Einiges vom Bericht habe ich schon in den anderen Artikeln erwähnt.
Ein anderes Land, eine andere
Kultur, andere Umgangsweise, eine andere Sprache, neue Aufgaben und
Arbeitsweisen erwarteten mich mit dem Entschluss, zwei Jahre lang die pastorale
Arbeit in einer lutherischen Kirchgemeinde in Santiago de Chile und in anderen
Gemeinden kennenzulernen und mit zu gestalten.
Nun sind die ersten Monate des
Einlebens, Einrichtens und Kennenlernens vergangen. Der heiße Sommer ist längst
vorüber und feuchtes Wetter bestimmt die Tage. Ich konnte mir einen ersten
Überblick über die Aktivitäten der Gemeinde, die Aufgaben, denen sich die
Pfarrer ins Santiago widmen und der Situation der Lutheraner in Chile
verschaffen.
Zum einen nehme ich an Treffen
der Gesamtkirche und an Treffen mit der Schwesternkirche
Evangelisch-Lutherische Kirche in Chile (IELCH) teil. Zum anderen besuche ich
die verschiedenen Kreise und Gruppen der lutherischen Gemeinde in Santiago,
hospitiere die Arbeit der Pfarrer und übernehme Aufgaben in und am Rand der
Gemeinde.
Betreut werde ich vom Bischof der
Lutherischen Kirche Chiles (ILCH) Siegfried Sander. Ich treffe mich mit ihm
einmal in der Woche und bespreche alle meine Tätigkeiten und Erfahrungen als
Vikarin in und außerhalb der Gemeinde. Wir reflektieren intensiv realisierte
Aufgaben, planen Aktivitäten und tauschen uns über die Situation der Gemeinde, der
Gemeindeglieder, der Politik, die chilenische Gesellschaft und die
deutsch-chilenische Kultur aus. Themen bei diesen Gesprächen sind auch die
Zukunft und die Vision der kleinen lutherischen Kirche und die Zusammenarbeit
mit der Schwesternkirche IELCH.
Die ILCH hatte sich 1975 von der
IELCH abgespalten. Die Mehrheit der Gemeindeglieder hatte deutsche Vorfahren und
den Putsch 1973 und die Militärdiktatur eher begrüßt.
Darum hat die ILCH noch immer
einen hohen Anteil an Gemeindemitgliedern, die deutschstämmig sind und der
ökonomisch besser gestellten Schicht in Chile angehören. Besonders die ältere
Generation spricht noch viel Deutsch. Doch in den letzten dreißig Jahren hat
die Verständigung in der Landessprache Spanisch deutlich zugenommen. Auch die
Herkunft der Gemeindemitglieder ist besonders in Santiago heterogener geworden.
So finden in der Erlösergemeinde in Santiago zwar noch immer einmal in der
Woche Gottesdienste in deutscher Sprache statt, aber die Mehrheit auf Spanisch.
Dementsprechend kommen auch sehr unterschiedliche Gruppen in die angebotenen
Gottesdienste. Zur Gemeinde gehören zwei Kirchgebäude. Die Gottesdienstbesucher
haben zumeist ihr Stammgebäude und wechseln selten zwischen den Orten. Eine der
Herausforderungen der Gemeinde ist die Integration der verschiedenen Gruppen
und Interessen. Neben meinem Mentor Bischof Sander betreuen noch zwei weitere
Pfarrer die Gemeinde, der Chilene Esteban Alfaro und der Schweizer Kurt Gysel,
der auch noch Veranstaltungen auf Deutsch hält. Es ist ein großer Vorteil, dass
mehrere Pfarrer in der Gemeinde arbeiten, so kann ich verschiedene Stile kennen
lernen und viele Ideen sammeln.
Zu meinen wöchentlichen Aufgaben
gehört die Jugendarbeit. Ich betreue die Treffen der Jugendgruppe und habe auf
Anregung der älteren Jugendlichen eine Gruppe für junge Erwachsene gegründet,
in der wir gemeinsam Bibeltexte lesen und besprechen. Die Jugendlichen trafen
sich bisher jeden Samstag in Eigenverantwortung. Ich bin nun verantwortlich
dafür, dass die Treffen regelmäßig stattfinden, die Themen gehalten und die
Aktivitäten organisiert werden. Auch versuche ich die Gruppe in der Gemeinde
bekannter zu machen, durch Ansagen im Gottesdienst und Erstellung von Flyern
mit dem Programm etc. Einige der Themenabende habe ich gehalten. Die Themen für
dieses Semester hatten die Jugendlichen selbst herausgesucht. Meistens stellt
einer das Thema mit ein paar Fakten und Thesen vor und im Anschluss daran
entwickelt sich eine Diskussion. Nicht immer fällt es mir leicht dem ganzen
Diskussionsverlauf auf Spanisch zu verfolgen. Sehr gut finde ich es, dass bei
den Diskussionen allein von den Jugendlichen verschiedene Sichtweisen und
Argumente zu den Themen genannt werden. Bei den ethischen Themen (z.B.
Homosexualität, Abtreibung, Umgang mit Massenmedien) wurde herausgestellt, wie
schwierig es ist ein Urteil zu fällen. Außerdem haben wir einen Jugendgottesdienst
zum Thema „Gottes Gegenwart in guten und in schlechten Zeiten“ vorbereitet und
gehalten. Wir hatten den Gottesdienst bewusst anders gestaltet mit Kerzen,
Anspiel, Agapemahl, anderer Musik, aber uns auch an traditionelle Elemente des
Gottesdienstes angelehnt. Überrascht hat mich, dass auch einige ältere
Gemeindemitglieder aus Neugier gekommen waren und sich sehr wohl gefühlt haben.
Leider kommen nur wenige Jugendliche konstant zu den Veranstaltungen. Viele
fühlen sich durch die Aufgaben in Schule und Universität sehr ausgelastet. Die
große Hoffnung der Gruppe ist aber, dass sie dennoch wächst, wenn regelmäßig
etwas stattfindet. Der Bibellesekreis ist auch noch recht klein, bereitet mir
aber sehr viel Freude. Wir haben mit der Urgeschichte angefangen und nehmen uns
so viel Zeit, wie wir brauchen. Mein Ziel ist es vor allem aufzuzeigen, wie
viele verschiedene Themen und Interpretationsmöglichkeiten hinter den Texten
stecken und dass die Texte uns jedes Mal neu begegnen. Dabei lasse ich auch
Erkenntnisse der historisch-kritischen Exegese einfließen.
Im Juli wird es eine kurze
Rüstzeit mit Jugendlichen aus der lutherischen Gemeinde geben, welche nicht
weit weg von Santiago am Meer liegt. Der Pfarrer dieser Gemeinde und ich werden
mit den Jugendlichen über das Thema: „Das Wort Gottes – heute in unserem Leben“
nachdenken. Wir wollen Informationen zum Verständnis und der Interpretation der
biblischen Texte geben, aber auch Umgangsmethoden einüben. Ich bin sehr
gespannt auf die Tage und hoffe, dass ich in didaktischer und organisatorischer
Hinsicht dazulernen kann.
Jeder der Pfarrer hat eigene
Konfirmandengruppen. Ich begleite meinen Mentor bei seiner Konfirmandenarbeit
und vertrete ihn. Dadurch bekomme ich vor Augen geführt, wie man
Konfirmandenunterricht gestalten und planen kann. Ich finde es sehr gut,
dass es hier üblich ist, den
Konfirmandenunterricht in der neunten und zehnten Klasse zu besuchen. Die
Jugendlichen sind recht aufmerksam, ruhiger und konzentrierter. Es ist eine
große Herausforderung, die inhaltlichen Themen mit der Lebenswelt der
Jugendlichen zu verbinden. Auch habe ich schon bei dem Konfirmandenunterricht
meines chilenischen Kollegen hospitiert und ihn vertreten und konnte dadurch
einen anderen Stil kennenlernen.
Sehr viel Freude bereitet mir
auch die Hospitation eines Einführungskurses in die „lutherische Welt“ welchen
ebenfalls mein Mentor hält. Neugierige und Interessierte aus der katholischen,
aber auch evangelisch-freikirchlichen Kirchen kommen hier zusammen, um sich mit
den Eigenschaften der lutherischen Kirche in Chile und der lutherischen
Theologie vertraut zu machen. Die Erwachsenen haben viele Fragen und ein großes
Interesse an den einzelnen Themen. Oftmals entsteht ein anregendes Gespräch. Auch
in dieser Gruppe habe ich schon einige Einheiten übernommen. Das Interesse und
die Auffassungsfähigkeit gehen soweit, dass ich beim letzten Treffen einige
Grundgedanken protestantischer Theologen des 19. – 21. Jahrhunderts vorgestellt
habe. Ich sehe das auch als die Möglichkeit mich im Spanischen auszudrücken und
komplexere Sachverhalte in dieser Sprache zu verstehen und zu vermitteln. Der
Kurs ermöglicht eine stärkere Integrierung der Spanisch sprechenden
Gottesdienstbesucher und Menschen, die aufgrund ihres Interesses an der
lutherischen Kirche die Gottesdienste besuchen.
Wenn es zeitlich klappt versuche
ich Kontakt zu einer anderen kleinen selbständigen Gruppe zu halten. In dieser
Gruppe treffen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft, um sich mit
verschiedenen theologischen Themen auseinanderzusetzen.
Auch den Frauenkreis in deutscher
Sprache besuche ich regelmäßig und begleite die Frauenrunde bei der Lektüre der
Psalmen.
Die Kontakte zu diesen Gruppen
sind für mich sehr wichtig, damit ich die einzelnen Gemeindemitglieder, ihre
Situation, Interessen und Bedürfnisse besser kennenlernen kann und allmählich
einen Überblick über die Gottesdienstteilnehmer bekomme. Daneben bietet die
Mitarbeit in den Gruppen auch die Gelegenheit didaktische Erfahrungen zu
machen. Leider habe ich noch nicht viel Material und Texte angesammelt und muss
jede Einheit, die ich halte mit größerem Zeitaufwand vorbereiten. Vor allem die
Suche nach den spanischen Begriffen und Übersetzungen nehmen Zeit in Anspruch,
beschleunigen aber die Erweiterung meines Vokabulars.
Gemeindemitglieder treten mit
Bitten um seelsorgerliche Besuche an die Pfarrer heran, die auch ich, wenn
nicht ein bestimmter Pfarrer bevorzugt wird, realisiere. Solche Besuche bringen
unterschiedliche Voraussetzungen mit sich. Bei dem Besuch einer kranken Frau
und der sich kümmernden Tochter war es sehr spannend für mich, dass die Seelsorgesuchenden
sehr deutlich ihre Bedürfnisse ausgedrückt haben und es mir dadurch erleichtert
haben, mich angemessen zu verhalten. Wichtig war auch die Erfahrung, dass nicht
immer Inhalte, die mit Worten vermittelt werden, ausschlaggebend sind, als viel
mehr die eigene Anwesenheit. Ein anderes Mal spielen dagegen die Worte eine
sehr wichtig Rolle und intensiveren oder blockieren das Gespräch. Themen bei
dem Besuch war die Krankheit, Kontrolle über den eigenen Körper abgeben müssen,
dem anderen in seiner Würde und seinen Bedürfnissen gerecht werden, die Situation
am Lebensende.
Einmal im Monat halte ich
Gottesdienste. Die Herausforderung besteht dabei, dass immer ein spanischer und
ein deutscher Gottesdienst vorbereitet werden muss. Das erste Mal hatte ich die
Liturgie vorbereitet und gehalten. Zweimal habe ich auf Spanisch gepredigt.
Nicht in der eigenen Muttersprache zu predigen ist natürlich nicht einfach. Vor
allem die Suche nach treffenden Begriffen und Umschreibungen kostet Zeit.
Ab dem nächsten Semester werde
ich Beerdigungen halten. Die Gemeinde hat eine sehr hohe Anzahl an
Beerdigungen. Mit Siegfried Sander und den anderen Kollegen habe ich mich schon
über ihre Erfahrungen und die Liturgie ausgetauscht. Wenn es zeitlich möglich
ist, nehme ich an den Beerdigungsgottesdiensten teil. Auch das Halten von Traugottesdiensten
und Taufen wird hinzukommen.
Viele der lutherischen Pfarrer
geben auch Religionsunterricht, zumeist an den Deutschen Schulen.[1] Ende
Mai und Anfang Juni hatte ich Gelegenheit einen der Pfarrer in der siebten und
achten Klasse im Religionsunterricht zu vertreten. Der Kontakt mit den
Jugendlichen hat mir viel Spaß gemacht. Es war sehr interessant für mich zu beobachten,
dass es mit den Schülern der achten Klasse schon möglich war Geschichten mit
sehr abstrakten Inhalten wie Himmelfahrt und Pfingsten zu besprechen, während
dies mit der siebten Klasse noch recht schwierig war. Auch war die siebte
Klasse (freitags letzte Stunde) sehr unruhig. Ich habe überlegt, wie ich die
weiteren Stunden gestaltet hätte. Ich hätte wohl praktischere Themen gewählt
und Spiele gemacht oder mehr Schreibarbeiten.
Die Erlösergemeinde ist mit dem Friedrich-Karle-Altersheim
verbunden. Ich nehme einmal im Monat an den Sitzungen des Vorstandes des
Altersheims teil und erfahre so über die Situation und Probleme dort und lerne
ein wenig, was alles zur guten Organisation solch einer Institution dazu
gehört. Außerdem habe ich mir vorgenommen, mit den Bewohnern ins Gespräch zu
kommen.
Auch zu einem anderen Altersheim
(Manquehue), in welchen viele Gemeindemitglieder leben, möchte ich Kontakte
knüpfen und regelmäßig Besuche machen. Dort habe ich schon öfters ein bis zwei
Gemeindemitglieder besucht. Die Kontakte
zu den Altersheimen geben mir die Gelegenheit, Erfahrungen im seelsorgerlichen
Bereich zu sammeln.
Die Gemeinde hat Verbindungen zur
Albert-Schweitzer-Schule, einer Grundschule in einem sozial und finanziell sehr
benachteiligen Sektor Santiagos, welche als Projekt der Erlösergemeinde begann.
Ein Gemeindemitglied ist Koordinatorin dieser Schule. Ich habe die Schule bis
jetzt zwei Mal besucht. Die Schule hat ein sehr klares Ziel: Sie will nicht nur
eine Schule für Kinder und Jugendliche mit schwieriger ökonomischer Situation
sein, sie versucht auch Schüler zu integrieren, die aufgrund von
Verhaltensschwierigkeiten schon in mehreren Bildungseinrichtungen gescheitert
sind und ermöglicht ihnen, dass sie wenigstens ihre Schulausbildung bis zur
achten Klasse vollenden. (Solch eine Schule ist im chilenischen Bildungssystem,
in dem gute und Spezialschulen sehr teuer sind, unheimlich wichtig.) Einige der
Kinder wiederholen Schulklassen und holen den Stoff auf, den sie vorher verpasst
haben. Viele Schüler kommen aus einem schwierigen Elternhaus. Abgesehen von
finanziellen Schwierigkeiten, sind einige schon mit Kriminalität, Gewalt und
Drogenabhängigkeit konfrontiert. In der Albert-Schweitzer-Schule versuchen die
Mitarbeiter in den Kindern Respekt und Liebe gegenüber sich selbst und dem
Nächsten zu stiften. Zudem gibt es für die Kinder psychologische Betreuung und
Einzelunterricht. Die Anzahl der Schüler beträgt nicht mehr als 25 pro Klasse,
obwohl es in Chile bis zu 40 Kinder sein dürfen. Ich habe mir vorgenommen, die
Schule einmal im Monat zu besuchen, um Kontakte zu den Lehrern zu knüpfen und
den Unterricht in den Klassen zu hospitieren. Ich denke, dass dies sehr wichtig
ist, um die verschiedenen Realitäten Santiagos nicht aus den Augen zu
verlieren. Vielleicht ergeben sich durch den Kontakt mit den Lehrern auch
Gespräche mit seelsorgerlichem Aspekt. Durch die Hospitation in den Klassen
kann ich in pädagogischer und didaktischer Hinsicht einiges lernen. Außerdem
hat die Direktorin die Gemeinde um Hilfe gebeten, ein mögliches Konzept für den
Religionsunterricht auszuarbeiten, den die Klassenlehrer der Schüler selbst
halten. Im Vergleich mit deutschen Lehrplänen bin ich dabei, Ideen zu sammeln.
Des Weiteren nehme ich an Treffen
der Gemeindeaufbauarbeit teil. Wir haben uns vorgenommen, uns regelmäßig mit
den Helferinnen und Helfern bei den Kindergottesdiensten zu treffen, um sie zu
begleiten und ihre Arbeit besser zu organisieren. Da die Gemeinde zwei
Standorte hat, ist dies nicht einfach. Der Besuch der jungen Familien nimmt
gerade an dem Standort zu, wo es keine Gruppe ehrenamtlicher Helfer gibt und
der Kindergottesdienst nicht mehr als eine Art Betreuung der Kinder ist. Aber
auch die Helfergruppe am anderen Standort ist recht klein, so dass die
Mitarbeiter nie selbst einmal in den Gottesdienst gehen können. Wir überlegen,
wie wir Familien dazu anregen können, sich im Kindergottesdienst einzubringen.
Außerdem möchte mein Mentor die
Lektoren- und Prädikantenarbeit stärken. Vor allem im Süden des Landes ist das
nötig, weil es dort an dem Standort Puerto Montt keinen Pfarrer gibt. Zu einem
ersten Treffen mit Interessierten bin ich im Mai mit meinem Mentor in den Süden
gefahren und wir haben mit den Teilnehmern die Liturgie und ihre Bedeutung
durchgesprochen und gemeinsam einen Gottesdienst geplant. Die Teilnehmer wurden
dazu angeregt, in Zukunft selbst mit Hilfe des Gesangbuches einen
Lektorengottesdienst zu gestalten. Hierbei hatte ich die Gelegenheit vor einer
etwas kleineren Gemeinde zum ersten Mal auf Spanisch zu predigen. In Zukunft
soll es weitere solcher Treffen geben, um den Einsatz der Freiwilligen zu
fördern. In Santiago gibt es Lektoren im Gottesdienst. Wir wollen uns auch mit
dieser Gruppe treffen, um deren Einsatz zu begleiten und zu überlegen, wie die Lektoren
noch stärker in den Gottesdienst eingebunden werden können.
Des Weiteren wird gerade eine
Webseite für die Gesamtorganisation ILCH aufgebaut. Hierfür pflege ich Kontakt
mit den „Technikern“ der Seite und habe mit ihnen Ideen gesammelt und schreibe
einige Texte. Wenn das Gerüst der Seite steht, möchte ich mir zeigen lassen,
wie man eine Webseite mit Texten und Dokumente füllt und erneuert.
Ein weiterer Aufgabenbereich der
Gemeinde ist die Informationsarbeit. So gibt es etwa Anfragen von Schulen.
Demnächst werde ich für eine Schulklasse eine kleine Kirchenführung halten und
Charakteristisches zur lutherischen Kirche erzählen.
Um über die Situation der
Gemeinde, der Gesamtkirche und des Verhältnisses zur IELCH informiert zu sein
und Kontakte zu den einzelnen Personen zu knüpfen, besuche ich als Beobachterin
die Treffen des Kirchenvorstandes, der Synode, die Treffen der Pfarrer und des
Rates beider Kirchen (CILCH Consejo de las Iglesias Luteranas en Chile). Zwei
Treffen der Pfarrer und zwei Treffen der Synode habe ich bis jetzt erlebt.
Hauptthema ist derzeit der Kirchentag, welcher im Oktober stattfinden soll. Der
Initiator hat sich viel vorgenommen. Ziel soll es sein, dass nicht nur zwei bis
drei Personen aus jeder Gemeinde zusammenkommen, sondern das ungefähr 10% der
Gemeindemitglieder aus jeder Gemeinde die Veranstaltungen und Workshops an
einem Wochenende besuchen. Ich werde einen Workshop zum Erlernen von
Taizéliedern mit Taizéandacht anbieten, sowie einen Workshop zur
Auseinandersetzung mit Frauen in der Bibel. Im CILCH möchte man den Posten
eines Generalsekretärs ins Leben rufen, der die Annäherung der Kirchen weiter
vorantreiben soll. Auch will man nach außen einheitlicher auftreten und nur
noch eine Person entweder aus IELCH oder ILCH bei Veranstaltungen im Ausland
entsenden.
Darüber hinaus versuche ich die
Kontaktmöglichkeiten mit der IELCH wahrzunehmen. Es gab im April einen Kirchentag,
den ich besucht habe. Ein sehr engagierter Theologiestudent, Miguel Núñez, hat
mit anderen Freiwilligen in der Kapelle meines ehemaligen Praktikumsortes, die Schule
Belen O’Higgins in La Florida, wieder pastorale Arbeit mit Andachten und
Gottesdiensten aufgenommen. Betreut werden diese Tätigkeiten von der IELCH. Vor
kurzem bin ich mit ihm dort hingefahren, um mir die Arbeit anzuschauen, dabei
haben wir auch eine ältere Dame aus seinem Frauenkreis besucht. Durch den
Austausch mit ihm kann ich viele Ideen für die praktische Arbeit sammeln. In
einem anderen Brennpunkt-Viertel Santiagos habe ich eine kleine Gemeinde zum Gottesdienst
und zu einer gemeinsamen Mahlzeit besucht. Im Juli werde ich in der Gemeinde
meines ehemaligen Praktikumsortes, in der Versöhnungsgemeinde, einen
Gottesdienst in Vertretung halten.
Das Vikariat in Santiago gibt mir
die Möglichkeit, sehr viele verschiedene Bereiche über den üblichen Pfarralltag
hinaus kennenzulernen. Zum Teil ist es nicht einfach auszuwählen, was ich
weiter verfolge und was nicht. Auch das Interesse der anderen Gemeinden an
einem Besuch von mir und der Gestaltung eines Gottesdienstes ist groß. Ich habe
die Aktivitäten im ersten Jahr breiter gestreut, um mit verschiedenen Menschen
in Kontakt zu kommen und unterschiedliche Arbeitsbereiche kennenzulernen. Bei
der Auswahl der Aktivitäten habe ich viel Freiheit. Wichtig ist es für mich, einen
Überblick über die die Einsatzmöglichkeiten zu bekommen und diesen dann auch zu
behalten. Gern möchte ich noch stärker Kontakt mit Studenten knüpfen und mich
mit der Integrationsarbeit der verschiedenen Gemeindemitglieder
auseinandersetzen.
[1] Bis jetzt ist dies für
jeden Pfarrer möglich, wenn er sich von der Kirche ein Eignungszertifikat
erstellen lässt. Ab 2014 soll das nur noch mit einem Pädagogikstudium möglich
sein. Ich möchte gerne noch Pädagogik in einem zweijährigem Ergänzungsstudium
studieren. Dadurch wäre ich angehalten die praktischen Erfahrungen stärker
theoretisch zu reflektieren. Außerdem würde ich didaktische Hinweise erhalten,
die stärker auf die pädagogischen Herausforderungen in Chile bezogen sind. Doch
scheint es mir, dass kaum noch solche Studiengänge angeboten werden, weil die
Lehrerlaubnis auch für Religionsunterricht dann anscheinend nur noch gegeben
wird, wenn man ein volles Pädagogikstudium von mindestens 8 Semestern
absolviert hat. Ich bin aber noch im Erkundungsprozess und noch nicht ganz
sicher, wie die neuen Bedingungen sind.
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