Kirche von Osorno |
Ich bin vor einer Woche
Donnerstag mal wieder in den Süden gefahren. Es ist schon ganz praktisch.
Abends setzt man sich in den Bus, schläft sofort ein (ich zumindest) und am
nächsten Tag wacht man 1000 km südlich von Santiago wieder auf. Diesmal ging
meine Reise nach Osorno, einer Stadt in einer Landwirtschaftregion. Außer
Santiago ist sie die einzige Stadt, wo es Gemeinden von ILCH und IELCH gibt.
Zunächst fand dort das Treffen aller Pfarrer der ILCH statt. Ich hatte erst
kurz vor meiner Ankunft in die Einladung des Bischofs geschaut und
festgestellt, dass ich eine Andacht halten sollte. Ich habe dann meine Kollegen
zu ein paar Taizéliedern animiert und eine sehr kurze spontane Reflexion zu
Psalm 91 gemacht. Ich denke, es tut den Pfarrern sehr gut, wenn sie sich ab und
an mal zu Gesicht bekommen und austauschen. Probleme können direkt besprochen
werden, Beobachtungen bestätigt werden und man stärkt sich gegenseitig.
Nun gibt es auch einen neuen
Kollegen, der sich vorgestellt hatte. Er ist aus der Bayrischen Landeskirche
von Mission Eine Welt für ein halbes Jahr entsandt wurden. Er wird sich um die Gemeinde
in Puerto Montt kümmern.
Wir hatten die Gelegenheit die
erste Hälfte eines Dokumentarfilmes über die IELCH und ILCH anzusehen, der
gerade gedreht wird. Dort wird die Geschichte der lutherischen Kirchen in Chile
dargestellt und ihre Situation heute geschildert, mit Zeitzeugen und lebendigen
Eindrücken. Ich bin sehr gespannt, wann der Film fertig sein wird. Ich denke er
kann auch zur Annäherung beider Kirchen und zum Verständnis überhaupt dieser
Kirchen beitragen.
Auswahl der Bibelfigur |
Am letztes Wochenende fand dann
der Kirchentag in Osorno statt. Bisher war der Kirchentag immer nur ein Treffen
von wenigen Vertretern der Gemeinden gewesen. Zu meist nur eine Veranstaltung,
die den ganzen Tag stattfand. Dieses Jahr fand er zum ersten mal zwei Tage
statt mit einem für die kleine Kirche reichen Angebot von Vorträgen, Workshops,
Andachten, Chor- und Bandkonzerte, Anfangs- und Abschlussgottesdiensten, Veranstaltungen für Jung und Alt. Die
zwei Tage standen unter dem Motto „Alma bendice al Senior“ – „Lobe den Herrn
meine Seele“ nach Psalm 103 und dem bekannten Lied „Lobe den Herren den
himmlischen König der Ehren“. Viele Veranstaltungen hatten etwas mit Musik zu
tun, das Jahr 2012 der Lutherdekade unter Motto Reformation und Musik steht. So
gab es einen Gitarrelernworkshop, ein Liederlernworkshop, Konzerte, der Bischof
predigte über die Schätze und die Veränderung des christlichen Liedgutes, ich
habe eine Taizéandacht angeboten… Ich war überrascht, dass diese auch unter den
älteren Teilnehmern auf Begeisterung stoß. Meine Kollegen hatten mich auch
gebeten etwas zum Thema Frauen in der Bibel zu machen. Ich mich dann
entschieden ein paar interessante Frauenfiguren auszuwählen. Die Teilnehmer
wurden dazu aufgefordert sich an Hand durch Bilder und kurze Sätze zu den
Frauen eine Figur auszuwählen. Dann sollten sie entsprechende Bibelstellen
alleine oder in der Gruppe zu lesen und sich an Hand von Fragen mit den Frauen
und ihrer Situation auseinandersetzen. Vorgestellt wurde dies in kreativer
Form, durch einen Brief, einen Dialog oder ein Interview oder eine Reflexion.
Für viele Teilnehmer war dies überraschend, wurde aber mit Begeisterung
aufgenommen, auch die Diskussionen in den Gruppen waren sehr lebendig.
Treffen der Jugendlichen |
In Zuge der Vorbereitung des
Kirchentages hatte es bedenken gegeben, ob auch wirklich alles umgesetzt werden
kann, wie es mit dem Essen und den Unterkünften klappt und ob auch genug
Gemeinden ihre Gemeindemitglieder motivieren können. Doch im Nachhinein war die
Veranstaltung ein großer Erfolg. Es waren mehr als 200 Menschen da, was für
ILCH und die riesigen Entfernungen zu einigen Gemeinden eine große Anzahl ist.
Die Unterkunft in der dt. Schule war gemütlicher als erwartet. Die für die
Organisation der Veranstaltungen Verantwortlichen waren in allen Dingen
hilfsbereit und haben mir jede Bitte erfüllt. Es gab sogar wunderschöne lila-gelbe Schals, wie man auf Fotos erkennen kann.
Vielleicht hätte man noch mehr
Menschen aus anderen Kirchen oder aus der Stadt einladen können.
Für mich war der Kirchentag eine
weitere Gelegenheit die ILCH und ihre Gemeindemitglieder besser kennen zulernen
und Kontakte zu knüpfen. Ich habe mir vorgenommen wegen der Jugendarbeit mehr
Kontakt zu den Gemeinden im Süden zu halten, weil ja viele der Jugendlichen zum
Studium in die Hauptstadt ziehen. Es nicht leicht diese zu motivieren, weiter
in Kirche aktiv zu sein. Das Leben als Student in Santiago ist eben, ein ganz
anderes als Schüler in der dt. Schule in einer kleinen Stadt zu sein, wo man in
der Gemeinde mit seinen Freunden zusammen ist.
die Teilnehmer |
Außerdem habe ich endlich Kontakt
zur Frauenarbeit geknüpft und werde am 10. November zu einem Treffen aller
Frauengruppen in Temuco fahren. Dort soll ich die Andachten aus Taizé noch
einmal vorstellen.
(Die Fotos sind nicht von mir, sondern von David Gysel, einem Fotografen und Sohn einer der Pfarrer.)
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