Als ich mich in Leipzig
verabschiedete verschenkte ich Dinge, die ich nicht mit nach Chile nehmen
wollte und bat meine Abschiedsfeiergäste um eine Spende für eine Schule. Diese
Spende habe tatsächlich abgegeben. Am Samstag habe ich diese Schule, die Albert-Schweitzer-Schule,
mit einer Gemeindegruppe erneut besucht und möchte ein wenig von dem Ort
berichten, wohin das Geld letztlich gekommen ist.
Blick von Schule auf Población |
Um zur Albert-Schweitzer-Schule
zu gelangen, muss auf der Stadtautobahn quer durch die ganze Stadt fahren. Am
anderen Ende der Stadt, gar nicht leicht zu finden, mitten in einer Población
(so werden die Armenviertel in Chile bezeichnet) befindet sich die Schule.
Die Schule wurde vor ungefähr 10
Jahren von einem Gemeindeglied, Sabine Köhler gegründet. Sie ist noch heute die
Koordinatorin der Schule. Sabine Köhler und die Direktorin der Schule Sinara
Maladozzo, welche ebenso mit der Gemeinde verbunden ist, weil sie die Frau
einer drei Pfarrer ist, führten uns durch die Schule. Wir lernten auch einige
Schüler und Eltern, Mitarbeiter und das Ehepaar, welches die Schule bewacht,
kennen.
Die Schule hat ein sehr klares
Ziel: Sie will nicht nur eine Schule für Kinder und Jugendliche mit schwieriger
ökonomischer Situation sein, sie versucht auch Schüler zu integrieren, die aufgrund
von Verhaltensschwierigkeiten schon in mehreren Schulen gescheitert sind und
ermöglicht ihnen, dass sie wenigstens ihre Schulausbildung bis zur achten
Klasse vollenden. (Solch eine Schule ist im chilenischen, sehr ungerechten
Bildungssystem, in dem gute und Spezialschulen sehr teuer sind, unheimlich
wichtig.) Einige der Schüler wiederholen Schulklassen und holen den Stoff auf,
den sie vorher verpasst haben. Es gibt 18jährige, die in die achte Klasse
gehen. Viele Kinder kommen aus einem schwierigen Elternhaus. Abgesehen von
finanziellen Schwierigkeiten, sind einige schon mit Kriminalität, Gewalt und
Drogenabhängigkeit konfrontiert. Einige der Eltern wissen nicht, wie sie ihre
Kinder erziehen sollen. Oft fehlt der Vater. Für die Lehrer ist die Arbeit mit
den Kindern eine große Herausforderung. Von Seiten der Schüler und Eltern wird
Gewalt oftmals als einzige Lösung gekannt. Eine Mutter erzählte, wie sie bei
einem Gespräch zwischen einer anderen Mutter und Kind mithörte, dass die Mutter
ihrem Kind empfahl einfach zurück zuschlagen.
Der Garten |
In der Albert-Schweitzer-Schule
versuchen die Mitarbeiter in den Kindern Respekt und Liebe gegenüber sich
selbst und dem Nächsten zu stiften. Dies geschieht nicht nur durch bestimmte
Regeln im Klassenraum, auch durch AGs am Nachmittag in denen überschüssige
Energie und Aggression kanalisiert werden können und durch Projekte, in denen
Umweltbewusstsein geweckt wird. Die Schule hat zum Beispiel einen Schulgarten,
Recyclingprojekte, eine Bibliothek und eine Kung-Fu-Schule. Zudem gibt es für
die Kinder psychologische Betreuung, Einzelunterricht. Außerdem wurden
Mitarbeiter eingestellt, die sich um das soziale Netzwerk der Schule kümmern.
Die Anzahl der Schüler beträgt nicht mehr als 25 pro Klasse, obwohl es in Chile
bis zu 40 Kinder sein dürfen. Zu häufige Fehlstunden werden sanktioniert, denn
wer oft fehlt, erhält weniger Wissen und bestraft sich letztlich selbst. Die
Lehrer wollen den Kindern beibringen, dass Bildung wertvoll und nützlich ist.
Auch auf gesunde Ernährung wird geachtet. Eine Mutter verkauft in ihrem kleinen
Pausenladen nur gesunde „Snacks“, wie Obst und Gemüse.
Hier sollen Gebäude für die Oberstufe entstehen |
Bis jetzt geht die Schule nur von
den beiden Vorschuljahren bis zur achten und letzten Grundschulklasse. Das
Gelände nebenan für eine „Mittelschule“ zur Ausbildung in vier weiteren
Schuljahren ist schon gekauft. Bisher mussten sich die Schüler zur Vollendung
ihrer Schulausbildung eine andere Schule suchen. In Zukunft können sie sich
dort ihre Ausbildung fortsetzen. Der Schwerpunkt soll vor allem auf der
Grundausbildung und Vorbereitung zu praktischen und „technischen“ Berufen
liegen. Des Weiteren möchte man auch Vorträge zu Erziehung und sozialen und
gesellschaftlichen Themen für die Eltern anbieten.
Die Schule begann als ein Projekt meiner Kirchgemeinde.
Mittlerweile ist sie unabhängig, steht aber immer noch in Verbindung mit der
Gemeinde und wird finanziell, wie ideell von ihr unterstützt. So vermietet die
Gemeinde etwa eine Wohnung und das Geld kommt der Schule zugute.
Auf der Rückfahrt unterhielt ich mit der Koordinatorin
Sabine. Ihre Einstellung ist, dass es viel wichtiger ist, die Worte Jesu mit
den Kindern zu leben und ihnen plastisch zu machen, anstatt sie ihnen nur zu
erzählen. So erfahren sie viel mehr vom Evangelium Jesu Christi.
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