Montag, 19. November 2012

Besuche in Temuco und Valdivia







Schon wieder bin ich in den Süden gefahren. Diesmal ging es nach Temuco und Valdivia. Wenn man nach Temuco fährt, ist die Fahrtzeit fast ein bisschen zu kurz, um ganz gemütlich genug zu schlafen, um dann ausgeruht anzukommen.
Frauentreffen
Anlass meiner Fahrt nach Temuco war das Treffen der Frauengruppen der ILCH in der dortigen lutherischen Gemeinde. Die Gruppen nennen sich ADELMA. Dieses Wort steht für „Avancemos de la mano del Señor“ – Kommen wir voran/schreiten wir vorwärts/bewegen wir uns vorwärts durch die Hand des Herren. Die Frauengruppen widmen sich verschiedenen Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde. Sehr interessant ist zum Beispiel die Arbeit der Adelma-Gruppe aus Valdivia, die zum Teil dem Kindergarten und Jugendtreffpunkt „Hogar Luterano“ in einem Armenviertel Valdivias dient.
Kirche in Temuco
Das Gruppentreffen stand dieses Jahr unter einem sehr wichtigen Thema: „Brücken der Liebe bauen zwischen den unterschiedlichen Generationen unserer Kirche“. Neben Zeit zum Austausch und gemeinsamen Mahlzeiten gab es Vorträge zu diesem Thema. Ein Vortrag zeichnete verschieden Wege auf, wie diese Brücken gebaut werden können. Ein zweiter gab Denkanstöße zum vierten Gebot, welches uns dazu auffordert unsere Eltern zu ehren. Im vierten Gebot drücken sich wunderbar Pflicht und Nutzen der gegenseitigen Verantwortung der jüngeren und der älteren Generation aus Ich fand besonders spannend, dass auch darauf hingewiesen wurde, wie schwer es ist dieses Gebot zu erfüllen, wenn Eltern sich nicht um ihre Kinder gekümmert haben, sie gar misshandeln und nicht Verantwortung für sie übernommen haben. Eine Realität die nicht ignoriert werden darf. Wie schwer ist es dem anderem mit Liebe zu begegnen, wenn Liebe nie erfahren wurde.
Kirche in Valdivia
Mir fiel auch auf, wie sehr die Verständigung zwischen Jung und Alt durch gegenseitige Vorurteile eingeschränkt wird. Dies war schon immer eine Herausforderung, wie es Sokrates Aussage über die Jugend zeigt: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte…“ Und gerade darum ist es so wichtig immer wieder Brücken zu bauen und aufeinander zu gehen. Die Älteren bringen den Jüngeren Erfahrung und die Jüngeren sind die Zukunft.
Mich die Präsidentin von ADELMA gebeten die Taizéandachten vorzustellen. Ich sah dies auch als ein Medium, was jung und alt gefallen und einander näher bringen könnte. Es wurde mit Begeisterung gesungen.
Liebevolle Bastelarbeiten für den Hogar
Nach dem Treffen fuhr ich noch am gleichen Abend nach Valdivia bzw. nach Paillaco, wo ich auf eine große Farm (Ich kann schon nicht mehr von Bauernhof sprechen, das wäre viel zu klein und niedlich ausgedrückt.) zur Übernachtung eingeladen wurde. Am nächsten Tag, hielt ich in der lutherischen Gemeinde in Valdivia den deutschen Gottesdienst. Dies hatte ich schon lange mit meinem Kollegen Eldor Hamann aus Valdivia vereinbart. Nun setzten wir das Vorhaben endlich in die Tat um. Leider gab es in Valdivia Stromausfall, so dass ich mir sehr viel Mühe mit dem Laut-Reden geben musste, aber bei den meisten Besuchern kamen meine Worte doch recht verständlich an. Den Tag durfte ich dann noch nach chilenischer Sitte bei einem Asado im Pfarrhausgarten verbringen. Da hatte ich die Gelegenheit einige Gemeindemitglieder und eine Freiwillige vom Gustav-Adolf-Werk näher kennenzulernen, welche unter anderem im Hogar Luterano arbeitet. Eldor hatte außerdem einen Deutschen eingeladen, den er im Supermarkt kennengelernt hatte und der gerade in Valdivia war, weil er den Einbau Schiffsantrieben überwachen musste. Das macht er sonst vor allem eher im arabischen Raum oder in China und darum erzählte uns spannende Geschichten über seine Erfahrungen dort. Gekrönt wurde der Tag dann noch mit einer kurzen Fahrt nach Niebla, an die Küste, wo sich die Flüsse Valdivias mit dem Meer vereinigen.
Niebla, als ich 2008 schon mal dort war
Nun ist diese Reise schon wieder über eine Woche her und es gäbe anderes zu berichten. Davon bald ein anderes mal.

Sonntag, 4. November 2012

schmales Chile




Meinen Blog habe ich „leben-im-langen-land“ genannt. Das tat ich, weil die Wörter eine hübsche (fast-)Alliteration ergeben. Ich hätte ihn auch leben-im-schmalen-landen nennen können. Denn ja Chile ist so schmal, dass Berge und Meer nah beieinander liegen. Da am Donnerstag (Allerheiligen) und am Freitag (Reformationstag verschoben) Feiertage waren, haben wir Zeit gehabt, um die Schmalheit Chiles auszunutzen. Für mich ist die landschaftliche Vielfalt immer wieder aufs Neue unfassbar.
Santiago liegt ja zwischen Anden- und Küstenkordillere. Schon seit längerem habe ich mich gefragt, ob es in den Bergen Wanderwege gibt. Und tatsächlich man braucht mit dem Auto nur ein paar Minuten Richtung Berge fahren und schon stößt man auf verschiedene Parks mit Wanderwegen. Man hat einen schönen Blick auf Santiago. Durch einen der Parks führt ein Fluss und es gibt verschiedene Raststätten. Wenn man die Pfade in den Bergen hinaufkraxelt, glaubt man gar nicht, dass man in Chile ist. Bisher haben nur wenige das Wandern in den Bergen für sich entdeckt und man kann die Natur in Ruhe genießen und Vöglein zwitschern hören. Die Massen zieht es dagegen an langen Wochenenden an die Küste. Auch wir dachten: nutzen wir doch mal die kurze Distanz zum Meer und fuhren einen Tag in die Küstenstädte Valparaíso und Viña del Mar. Dort war es recht voll und als wir uns an den Strand setzen wollten, mussten wir sehr weit fahren, bis wir eine Parkgelegenheit fanden, die auch nicht weit weg von einem Strand war. Die Fahrerei hatte sich dennoch gelohnt, auch wenn wir am Ende gar nicht so lange am Strand saßen, denn es gibt nichts Schöneres als einmal wieder Kleckerburgen zu bauen, im Sand zu hocken und die Füße im Meer zu baden.