Montag, 31. Dezember 2012

Die letzten Tage im Jahr





Eigentlich sollte es ein Weihnachtsgruss werden und die Andersartigkeit der chilenischen Advents- und Weihnachtszeit schildern, doch nun sind die Weihnachtstage, wenn auch nicht die Weihnachtszeit schon wieder vorbei und die Chilenen fiebern den letzten Stunden im Jahr entgegen. 
die gefuellten Tomaten
Die Freude und der Lobgesang der Hirten
Weihnachten habe ich gut verbracht in Gesellschaft meiner Eltern, die uns gerade in Chile besuchen, mit Leos Mutter, Leos Sohn Santi und Leo. Ich habe mich gefreut, dass Leos Mutter zum ersten Mal Heiligabend ausserhalb ihres Hauses verbracht hatte, dadurch konnten wir alle gemeinsam feiern.  Ich konnte leider nicht Heilig Abend in San Antonio sein, weil ich einen deutschen Abendgottesdienst hatte. Leider trennte uns die Sprache von einem gemeinsam erlebten Gottesdienst, da meine Eltern kaum Spanisch koennen und Leos Mutter kein Deutsch. Dennoch haben wir den Abend sehr schoen verbracht, mit Truthahn und traditionell chilenischen gefuellten Tomaten, Gespraechen und Geschenken. Es ist schon etwas aussergewoehnliches und eine grosse Ehre, wenn man mit den Eltern und Schwiegermutter feiern darf. So ist mir die Weihnachtsbotschaft noch einmal naeher gekommen. Gott teilt mit uns, gibt sich in unsere Situation hinein, so teilen auch wir weiter und nehmen uns Zeit fuer einander, lernen einander kennen versuchen einander, ueber Laender, Kulturen und Sprache hinweg zu verstehen.
der Strand
Lustigerweise war das Wetter sehr kuehl und frisch. Wir dachten, dass es noch regnen wird.
Ich war ganz froh, dass mein Gottesdienst ohne Probleme ueber die Buehne gegangen gegangen ist. Leider war es kein Krippenspiel, sondern nur eine Darstellung mit Gegenstaenden  und klassischen Liedern und kindgerechten Erklaerungen geworden. Es hatten sich einfach zu wenig deutschsprachige Kinder gemeldet. Am 25. sind wir dann nach San Antonio gefahren und haben Leos Mutter wieder in ihre heimischen Gefilde gebracht und mit Leos Geschwistern Weihnachten gefeiert
Gestern hatte ich noch drei Gottesdienste zum Jahresende und nun laufen schon die letzten Stunden des Jahresendes ab. Den Tag haben wir entlang der Kueste verbracht und nun sind wir wieder in San Antonio, wo wir den Jahreswechsel mit Leos Familie begehen werden. Schon drudeln die Familienangehoehrigen ein (Leo hat 4 Geschwister und 8 Nichten und Neffen), so dass ich mich fuer dieses Jahr verabschiede.
nebenbei waren wir noch im Cajon de Maipo wandern
Ich wuensche allen ein gesundes, gesegnetes und mit schoenen Ueberraschungen reiches Jahr. 
Eure Hanna

Montag, 3. Dezember 2012

Erster Advent und Volkstrauertag




Während ihr euch es in Deutschland gemütlich macht mit Räuchermännchen (ich muss an meine liebe Mitbewohnerin Anni denken), Nussknacker, Herrnhuter Stern, Plätzchen, Adventskranz, Kerzen und Adventsliedern fange ich an in meinem Talar zu schwitzen und wippe zu fröhlicher Gospelmusik hin und her.
Alle Jahre wieder kommt die Adventszeit schneller als der Kopf es will, aber Herz und Seele brauchen sie.
Ich hatte am Sonntag die Ehre die Gemeinde zum Warten und zum Erwarten der Menschwerdung Gottes einzuladen. Und dabei hatte ich das besondere Glück, dass der ökumenische und nun sogar schon internationale Chor Santiago Gospel, welcher in den Räumen der Gemeinde regelmäßig probt, mich dabei begleitet hat oder besser, dass ich ihn begleiten durfte. Als ich in der Vorbereitung über Gospelmusik nachdachte und mir anhörte fiel mir auf, wie viele Parallelen sie zu Advent und dem vorgeschlagenen Predigttext für den ersten Advent, dem Lobgesang des Zacharias hat.
Die Menschen, welche den Gospel erfanden, waren genau wie Zacharias nicht frei und sie sehnten sich nach besseren Lebensbedingungen. Mit all ihren Sorgen und Nöten wandten sie sich an Gott, um ihm zu bitten, zu loben, aber auch um ihm zu danken und zu hoffen, wie es Zacharias tat. Der Gesang ließ ihre Probleme eine zeitlang vergessen, der Gesang erleichterte ihr Leben. Er gab ihnen Geduld auf ein besseres Leben zu warten. Inne zu halten, sich an Gott zu wenden hilft auch uns und gibt uns Geduld zu warten. Und natürlich, wenn wir dazu diese ansteckende Musik hören dürfen, ist es noch leichter. So ging es mir jedenfalls. Unbewusst habe ich bei fast jedem Lied mitgesungen.
Und sogar ein bisschen deutsche Adventsstimmung ist bei mir aufgekommen. Mein Mentor stellte den Adventskranz auf das Taufbecken mitten in die Kirche, mir wurde Tannengrün geschenkt und mit der Gemeinde konnte ich „Macht hoch die Tür die Tor macht“ weit singen.
 
Schon vor zwei Wochen durfte ich bei einem besonderen Gottesdienst mitwirken. Am vorletzten Sonntag im Kirchenjahr feiern die deutschsprachigen Gemeinden in Santiago (katholisch St. Michael; Versöhnungsgemeinde – IELCH und die meine Gemeinde, die Erlösergemeinde) jedes Jahr einen gemeinsamen Gottesdienst anlässlich des Volkstrauertages. Der Pater der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Bruno Romahn predigte, der deutsche Botschafter hielt eine Rede, der Chor „Frohsinn“ sang, ich war für die Organisation und die Liturgie zuständig. Bruno Romahn hat die Zeit des zweiten Weltkrieges miterlebt und ist schon über 80 Jahre alt. Ich fand seine Botschaft sehr spannend. Er fragte die Gemeinde, wie es eigentlich um den Kameraden, den wie heute an unserer Seite haben, steht. Wie gehen wir mit unserem Nächsten um? Was könnten die Weltkriege uns dafür gelehrt haben?
Nach dem Gottesdienst meinte der neue deutsche Botschafter Hans-Henning Blomeyer-Bartenstein, dass wir uns bestimmt einmal sehen würden, weil er evangelisch sei. Das fand ich sehr nett.