Freitag, 22. Februar 2013

Die letzten Wochen



Der Sommer vergeht nicht nur in Deutschland, sondern auch in Chile schnell und so habe ich seit fast zwei Monaten nichts in meinem Blog geschrieben.
Dabei ist es nicht so, dass es nichts zu erzählen gäbe, sonst wäre die Zeit ja nicht so schnell verstrichen.

Nachdem ich am 6. Januar etwas traurig meine Eltern verabschiedet hatte, bin ich am 7. Januar in den Süden gefahren und konnte endlich ein Herzstück der Jugendarbeit der ILCH kennenlernen: die Jugendrüstzeiten am Llanquihuesee in Puerto Fonck. Blick auf Vulkan und See sind dort traumhaft schön. Das Wasser ist warm und klar und ich konnte endlich wieder einmal schwimmen.
Zuerst fand ein Vorbereitungslager mit den älteren Jugendlichen statt. Das Thema „Gemeinsam geben wir der Kirche leben“ wurde intensiv mit vielen Bibeltexten beackert. Wir hatten uns viel vorgenommen. Es sollte nicht nur um die Umsetzung in der Praxis, sondern auch um die theologischen Grundlagen und Einstellungen gehen. So lasen wir Texte, die die eigenen Schwächen nicht als Hindernisse sehen und die Inklusion aller in die Gemeinschaft fordern. Außerdem setzten wir uns auch mit Taufe und Abendmahl als Grundpfeiler der christlichen Gemeinschaft auseinander. Es gab also viel Stoff zu bewältigen. Nebenbei wurden zur Entspannung die praktischen Dinge vorbereitet, Ablaufplan, Gruppeneinteilungen, Speiseplan, Einkäufe, Spiele und und und.
Das Konzept der Jugendlager ist genial: die älteren Jugendlichen bereiten in einer eigenen Rüstzeit das Jugendlager vor organisieren es in der zweiten Woche. Dabei werden sie in beiden Wochen von einem Pfarrer begleitet werden. Seit einigen Jahren macht dies Pfarrer Rodolfo Olivera aus Viña und Valparaíso. Rudy ist selber als jüngerer und älterer Jugendlicher auf den Rüstzeiten gewesen.
In der zweiten Woche fand dann das Jugendlager für die jüngeren Jugendlichen statt, wo die Älteren, die Jüngeren betreuen und ihr Wissen aus der ersten Woche weiter vermitteln. Vormittags werden im Plenum und in kleineren Gruppen die Themen besprochen, nachmittags gibt es Workshops, Wettkämpfe und Erholung am Strand. Abends gibt es weitere Aktionen, welche die Themen noch einmal aufgreifen.
Die Jugendlager sind ein wichtiger Ort, wo Freundschaften geschlossen werden, Jugendgruppen sich bilden, Jugendliche Kontakt zur Kirche haben, sich mit religiösen Themen und eigenen persönlichen Themen auseinandersetzen können.

Die zwei Wochen nach dem Jugendlager bis zum Urlaub vergingen mit Treffen, bürokratischen Erledigungen und Vorbereitungen für dieses Jahr wie im Flug.
Dann für ich mit Leo, Santi und Leos Mutter eine Woche nach Uruguay. Wir haben uns die Küste mit malerischen Stränden und warmen Badewasser angeschaut. Es gab Quallen zu bestaunen oder zu beängstigen, Santi wurde eingebuddelt, auch schauten wir uns den urigen Stadtkern von Colonio del Sacramento an. Wir beneideten ein wenig die Bewohner Montevideos für ihre Strände und die riesige Strandpromenade. Genial finde ich, dass sie egal bei welcher Gelegenheit immer eine Thermoskanne mit heißem Wasser und ihren Matebecher bei sich haben. Wir hatten das Gefühl, dass die Menschen in Uruguay sehr entspannt sind. Man merkte auch gar nicht so richtig, dass Montevideo eine Hauptstadt ist. Aber vielleicht lag das daran, dass dort auch gerade Ferienzeit war. Wir sind viel gelaufen und ich glaube, Santi und Leos Mutter wurden von meiner Lauffreude ein wenig gestriezt..
Als wir aus Montevideo zurückkamen, erhielt ich Besuch von Nicole, einer Freundin und ehemaligen Kommilitonin aus Leipzig. Sie macht gerade eine sechswöchige Südamerikareise. So konnte ich mit Genuss wieder in ein bisschen in die Leipziger Welt eintauchen und Neuigkeiten erfahren. Wir tauschten uns auch viel über theologische und liturgische Fragen und alles Mögliche aus.
Nicole fuhr nach zwei Tagen in den Norden Chiles und ich nach San Antonio zu Leos Familie. Dort fand letzte Woche die kirchliche Trauung von Leos jüngster Schwester statt. Dies ist nun dritte insgesamt und die erste katholische Hochzeit, die ich miterleben durfte. Mir hat sie aber sehr gut gefallen.
Da mag es verwundern, dass ich bei meiner geringen Hochzeitserfahrung nun diese Woche bei einer weiteren katholischen bzw. ökumenischen Trauung in Vertretung der lutherischen Kirchen mitwirken darf und eine andere kleine lutherische Haustrauung gestalten werde. Alle Pfarrer sind im Urlaub und ich halte diese Woche die Stellung hier, übernehme Beerdigungen, die Trauungen und gestalte am Sonntag die Gottesdienste.

Nebenbei wiederhole ich gerade meine Kenntnisse der Autofahrkunst, denn ich will die Prüfungen für den chilenischen Führerschein absolvieren, damit ich mich auch hier auf legale Weise hinters Steuerrad setzten kann, wenn es einmal notwendig ist.

Die nächste Woche wird noch ruhig sein in Santiago und dann beginnt die Schule wieder, somit auch die Veranstaltungen in der Gemeinde und ab dem 19. März für mich die Universität. Ja, nun ist es sicher, dass ich Pädagogik studieren werden. Ich bin schon ganz gespannt und hoffe, dass ich das gut mit der Vertretung im Religionsunterricht an der Deutschen Schule, die ich übernehmen werde, verbinden kann.