Freitag, 19. Oktober 2012

Pfarrkonvent und Kirchentag



Kirche von Osorno
Ich bin vor einer Woche Donnerstag mal wieder in den Süden gefahren. Es ist schon ganz praktisch. Abends setzt man sich in den Bus, schläft sofort ein (ich zumindest) und am nächsten Tag wacht man 1000 km südlich von Santiago wieder auf. Diesmal ging meine Reise nach Osorno, einer Stadt in einer Landwirtschaftregion. Außer Santiago ist sie die einzige Stadt, wo es Gemeinden von ILCH und IELCH gibt. Zunächst fand dort das Treffen aller Pfarrer der ILCH statt. Ich hatte erst kurz vor meiner Ankunft in die Einladung des Bischofs geschaut und festgestellt, dass ich eine Andacht halten sollte. Ich habe dann meine Kollegen zu ein paar Taizéliedern animiert und eine sehr kurze spontane Reflexion zu Psalm 91 gemacht. Ich denke, es tut den Pfarrern sehr gut, wenn sie sich ab und an mal zu Gesicht bekommen und austauschen. Probleme können direkt besprochen werden, Beobachtungen bestätigt werden und man stärkt sich gegenseitig.
Nun gibt es auch einen neuen Kollegen, der sich vorgestellt hatte. Er ist aus der Bayrischen Landeskirche von Mission Eine Welt für ein halbes Jahr entsandt wurden. Er wird sich um die Gemeinde in Puerto Montt kümmern.
Wir hatten die Gelegenheit die erste Hälfte eines Dokumentarfilmes über die IELCH und ILCH anzusehen, der gerade gedreht wird. Dort wird die Geschichte der lutherischen Kirchen in Chile dargestellt und ihre Situation heute geschildert, mit Zeitzeugen und lebendigen Eindrücken. Ich bin sehr gespannt, wann der Film fertig sein wird. Ich denke er kann auch zur Annäherung beider Kirchen und zum Verständnis überhaupt dieser Kirchen beitragen.

Auswahl der Bibelfigur
Am letztes Wochenende fand dann der Kirchentag in Osorno statt. Bisher war der Kirchentag immer nur ein Treffen von wenigen Vertretern der Gemeinden gewesen. Zu meist nur eine Veranstaltung, die den ganzen Tag stattfand. Dieses Jahr fand er zum ersten mal zwei Tage statt mit einem für die kleine Kirche reichen Angebot von Vorträgen, Workshops, Andachten, Chor- und Bandkonzerte, Anfangs- und Abschlussgottesdiensten, Veranstaltungen für Jung und Alt. Die zwei Tage standen unter dem Motto „Alma bendice al Senior“ – „Lobe den Herrn meine Seele“ nach Psalm 103 und dem bekannten Lied „Lobe den Herren den himmlischen König der Ehren“. Viele Veranstaltungen hatten etwas mit Musik zu tun, das Jahr 2012 der Lutherdekade unter Motto Reformation und Musik steht. So gab es einen Gitarrelernworkshop, ein Liederlernworkshop, Konzerte, der Bischof predigte über die Schätze und die Veränderung des christlichen Liedgutes, ich habe eine Taizéandacht angeboten… Ich war überrascht, dass diese auch unter den älteren Teilnehmern auf Begeisterung stoß. Meine Kollegen hatten mich auch gebeten etwas zum Thema Frauen in der Bibel zu machen. Ich mich dann entschieden ein paar interessante Frauenfiguren auszuwählen. Die Teilnehmer wurden dazu aufgefordert sich an Hand durch Bilder und kurze Sätze zu den Frauen eine Figur auszuwählen. Dann sollten sie entsprechende Bibelstellen alleine oder in der Gruppe zu lesen und sich an Hand von Fragen mit den Frauen und ihrer Situation auseinandersetzen. Vorgestellt wurde dies in kreativer Form, durch einen Brief, einen Dialog oder ein Interview oder eine Reflexion. Für viele Teilnehmer war dies überraschend, wurde aber mit Begeisterung aufgenommen, auch die Diskussionen in den Gruppen waren sehr lebendig.
Treffen der Jugendlichen
In Zuge der Vorbereitung des Kirchentages hatte es bedenken gegeben, ob auch wirklich alles umgesetzt werden kann, wie es mit dem Essen und den Unterkünften klappt und ob auch genug Gemeinden ihre Gemeindemitglieder motivieren können. Doch im Nachhinein war die Veranstaltung ein großer Erfolg. Es waren mehr als 200 Menschen da, was für ILCH und die riesigen Entfernungen zu einigen Gemeinden eine große Anzahl ist. Die Unterkunft in der dt. Schule war gemütlicher als erwartet. Die für die Organisation der Veranstaltungen Verantwortlichen waren in allen Dingen hilfsbereit und haben mir jede Bitte erfüllt. Es gab sogar wunderschöne lila-gelbe Schals, wie man auf Fotos erkennen kann.
Vielleicht hätte man noch mehr Menschen aus anderen Kirchen oder aus der Stadt einladen können.

Für mich war der Kirchentag eine weitere Gelegenheit die ILCH und ihre Gemeindemitglieder besser kennen zulernen und Kontakte zu knüpfen. Ich habe mir vorgenommen wegen der Jugendarbeit mehr Kontakt zu den Gemeinden im Süden zu halten, weil ja viele der Jugendlichen zum Studium in die Hauptstadt ziehen. Es nicht leicht diese zu motivieren, weiter in Kirche aktiv zu sein. Das Leben als Student in Santiago ist eben, ein ganz anderes als Schüler in der dt. Schule in einer kleinen Stadt zu sein, wo man in der Gemeinde mit seinen Freunden zusammen ist.
die Teilnehmer
Außerdem habe ich endlich Kontakt zur Frauenarbeit geknüpft und werde am 10. November zu einem Treffen aller Frauengruppen in Temuco fahren. Dort soll ich die Andachten aus Taizé noch einmal vorstellen. 
(Die Fotos sind nicht von mir, sondern von David Gysel, einem Fotografen und Sohn einer der Pfarrer.)

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