Während ihr euch es in
Deutschland gemütlich macht mit Räuchermännchen (ich muss an meine liebe
Mitbewohnerin Anni denken), Nussknacker, Herrnhuter Stern, Plätzchen,
Adventskranz, Kerzen und Adventsliedern fange ich an in meinem Talar zu
schwitzen und wippe zu fröhlicher Gospelmusik hin und her.
Alle Jahre wieder kommt die
Adventszeit schneller als der Kopf es will, aber Herz und Seele brauchen sie.
Ich hatte am Sonntag die Ehre die
Gemeinde zum Warten und zum Erwarten der Menschwerdung Gottes einzuladen. Und
dabei hatte ich das besondere Glück, dass der ökumenische und nun sogar schon
internationale Chor Santiago Gospel, welcher in den Räumen der Gemeinde
regelmäßig probt, mich dabei begleitet hat oder besser, dass ich ihn begleiten
durfte. Als ich in der Vorbereitung über Gospelmusik nachdachte und mir anhörte
fiel mir auf, wie viele Parallelen sie zu Advent und dem vorgeschlagenen
Predigttext für den ersten Advent, dem Lobgesang des Zacharias hat.
Die Menschen, welche den Gospel
erfanden, waren genau wie Zacharias nicht frei und sie sehnten sich nach
besseren Lebensbedingungen. Mit all ihren Sorgen und Nöten wandten sie sich an
Gott, um ihm zu bitten, zu loben, aber auch um ihm zu danken und zu hoffen, wie
es Zacharias tat. Der Gesang ließ ihre Probleme eine zeitlang vergessen, der
Gesang erleichterte ihr Leben. Er gab ihnen Geduld auf ein besseres Leben zu
warten. Inne zu halten, sich an Gott zu wenden hilft auch uns und gibt uns
Geduld zu warten. Und natürlich, wenn wir dazu diese ansteckende Musik hören
dürfen, ist es noch leichter. So ging es mir jedenfalls. Unbewusst habe ich bei
fast jedem Lied mitgesungen.
Und sogar ein bisschen deutsche
Adventsstimmung ist bei mir aufgekommen. Mein Mentor stellte den Adventskranz
auf das Taufbecken mitten in die Kirche, mir wurde Tannengrün geschenkt und mit
der Gemeinde konnte ich „Macht hoch die Tür die Tor macht“ weit singen.
Schon vor zwei Wochen durfte ich
bei einem besonderen Gottesdienst mitwirken. Am vorletzten Sonntag im
Kirchenjahr feiern die deutschsprachigen Gemeinden in Santiago (katholisch St. Michael;
Versöhnungsgemeinde – IELCH und die meine Gemeinde, die Erlösergemeinde) jedes
Jahr einen gemeinsamen Gottesdienst anlässlich des Volkstrauertages. Der Pater
der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Bruno Romahn predigte, der deutsche
Botschafter hielt eine Rede, der Chor „Frohsinn“ sang, ich war für die
Organisation und die Liturgie zuständig. Bruno Romahn hat die Zeit des zweiten
Weltkrieges miterlebt und ist schon über 80 Jahre alt. Ich fand seine Botschaft
sehr spannend. Er fragte die Gemeinde, wie es eigentlich um den Kameraden, den
wie heute an unserer Seite haben, steht. Wie gehen wir mit unserem Nächsten um?
Was könnten die Weltkriege uns dafür gelehrt haben?
Nach dem Gottesdienst meinte der
neue deutsche Botschafter Hans-Henning Blomeyer-Bartenstein, dass wir uns
bestimmt einmal sehen würden, weil er evangelisch sei. Das fand ich sehr nett.
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