Montag, 3. Dezember 2012

Erster Advent und Volkstrauertag




Während ihr euch es in Deutschland gemütlich macht mit Räuchermännchen (ich muss an meine liebe Mitbewohnerin Anni denken), Nussknacker, Herrnhuter Stern, Plätzchen, Adventskranz, Kerzen und Adventsliedern fange ich an in meinem Talar zu schwitzen und wippe zu fröhlicher Gospelmusik hin und her.
Alle Jahre wieder kommt die Adventszeit schneller als der Kopf es will, aber Herz und Seele brauchen sie.
Ich hatte am Sonntag die Ehre die Gemeinde zum Warten und zum Erwarten der Menschwerdung Gottes einzuladen. Und dabei hatte ich das besondere Glück, dass der ökumenische und nun sogar schon internationale Chor Santiago Gospel, welcher in den Räumen der Gemeinde regelmäßig probt, mich dabei begleitet hat oder besser, dass ich ihn begleiten durfte. Als ich in der Vorbereitung über Gospelmusik nachdachte und mir anhörte fiel mir auf, wie viele Parallelen sie zu Advent und dem vorgeschlagenen Predigttext für den ersten Advent, dem Lobgesang des Zacharias hat.
Die Menschen, welche den Gospel erfanden, waren genau wie Zacharias nicht frei und sie sehnten sich nach besseren Lebensbedingungen. Mit all ihren Sorgen und Nöten wandten sie sich an Gott, um ihm zu bitten, zu loben, aber auch um ihm zu danken und zu hoffen, wie es Zacharias tat. Der Gesang ließ ihre Probleme eine zeitlang vergessen, der Gesang erleichterte ihr Leben. Er gab ihnen Geduld auf ein besseres Leben zu warten. Inne zu halten, sich an Gott zu wenden hilft auch uns und gibt uns Geduld zu warten. Und natürlich, wenn wir dazu diese ansteckende Musik hören dürfen, ist es noch leichter. So ging es mir jedenfalls. Unbewusst habe ich bei fast jedem Lied mitgesungen.
Und sogar ein bisschen deutsche Adventsstimmung ist bei mir aufgekommen. Mein Mentor stellte den Adventskranz auf das Taufbecken mitten in die Kirche, mir wurde Tannengrün geschenkt und mit der Gemeinde konnte ich „Macht hoch die Tür die Tor macht“ weit singen.
 
Schon vor zwei Wochen durfte ich bei einem besonderen Gottesdienst mitwirken. Am vorletzten Sonntag im Kirchenjahr feiern die deutschsprachigen Gemeinden in Santiago (katholisch St. Michael; Versöhnungsgemeinde – IELCH und die meine Gemeinde, die Erlösergemeinde) jedes Jahr einen gemeinsamen Gottesdienst anlässlich des Volkstrauertages. Der Pater der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Bruno Romahn predigte, der deutsche Botschafter hielt eine Rede, der Chor „Frohsinn“ sang, ich war für die Organisation und die Liturgie zuständig. Bruno Romahn hat die Zeit des zweiten Weltkrieges miterlebt und ist schon über 80 Jahre alt. Ich fand seine Botschaft sehr spannend. Er fragte die Gemeinde, wie es eigentlich um den Kameraden, den wie heute an unserer Seite haben, steht. Wie gehen wir mit unserem Nächsten um? Was könnten die Weltkriege uns dafür gelehrt haben?
Nach dem Gottesdienst meinte der neue deutsche Botschafter Hans-Henning Blomeyer-Bartenstein, dass wir uns bestimmt einmal sehen würden, weil er evangelisch sei. Das fand ich sehr nett.

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