Mittwoch, 18. Juli 2012

Die Erlassung eines Gesetzes


In einem kleinen Land, in einer kleinen Kirche zuarbeiten, kann dazu führen, dass man außergewöhnliche Einladungen erhält. Vielleicht wurde es in deutschen Nachrichten berichtet, ich hatte es schon einmal in einem Blogartikel erwähnt: Die chilenische Regierung hat ein Gesetz verabschiedet, was sich gegen diskriminierende Handlungen richtet. Sehr lange wurde darüber diskutiert, ob auch die Diskriminierung wegen sexueller Orientierung miteinbezogen wird. Nach einem langen Diskussionsprozess entschied man sich dafür. Ausschlaggebend war vor allem Tod einen homosexuellen Jugendlichen gewesen. Er war aufgrund seiner sexuellen Orientierung von Nazis brutal misshandelt wurden.
Letzte Woche, am 12.07.2012 fand die Erlassung des Gesetzes statt. Weil das Gesetz auch die verschiedenen Religionsgruppen betrifft, erhielt auch mein Mentor als Vertreter der lutherischen Kirche eine Einladung in den Präsidentenpalast. Er hatte allerdings keine Zeit und auch meine Kollegen nicht, also bin ich hingegangen. Obwohl ich mich vorher angemeldet hatte, konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass man  mich überhaupt in das Gebäude lässt. Aber ich stand, welch Wunder, tatsächlich auf der Gästeliste und fand auch den Saal, in dem die Veranstaltung statt finden sollte. In den Vorraum tretend erblickte ich den Kollegen und Präsidenten der anderen lutherischen Kirche (IELCH), welcher sich im letzten Jahr sehr engagiert hatte. Er machte mich gleich noch mit Vertretern anderer Gruppen bekannt. Ist schon mal ganz interessant, wenn man Menschen, die man sonst nur im Fernsehen sieht, auf einmal gegenüber steht oder nur ein paar Meter entfernt sieht. Der Präsident Chiles, Sebastián Piñera hielt noch eine Rede, welche natürlich auch Werbung für seine Regierung war.
Ich hoffe sehr, dass das Gesetz mehr Bewusstsein unter den chilenischen Bürgern schafft und Augen für die Welt des Anderen geöffnet werden, damit Unterschiede zum Nächsten als Bereicherung geschätzt werden, anstatt dass sie zur Ausgrenzung anstacheln.
Auch hoffe ich, dass das Gesetz nicht instrumentalisiert wird. Dies würde die Meinung der Kritiker bestätigen, die behaupten, dass nicht Betroffene Diskriminierungsfälle fingieren könnten. Ich bin gespannt, ob und wie das Gesetz im Zusammenleben hier in Chile wirken kann.

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